Information
Titel: | Wellenflügel – Die Tiefen des Sees |
Autor: | Awen Eibner |
Verlag: | ——————– |
Erscheinungsdatum: | 19. September 2016 |
Seiten: | 344 |
Erzählort: | Dominien, Folium |
Erzähldatum: | ———————- |
Erzählperspektive: | Personaler Erzähler |
Genre: | Fantasy |
Originaltitel: | —————— |
Wellenflügel-Trilogie: | 1. Band |
ISBN: | 978-3-7396-7451-3 |
Inhalt:
Gwyneira Susurr weiß seit ihrer Kindheit, dass sie eine Magierin ist, denn sie kann sich in eine Raubmöwe verwandeln und hat eine tiefe Verbundenheit mit Wasser. Eine Fähigkeit, die ihr zwar unendliche Freiheit schenkt, aber nicht immer so leicht zu kontrollieren ist. Und ebenso als Geheimnis beharrlich gehütet werden muss, denn im Land Dominien gilt Magie als abgrundtief böse. Eines Tages stößt sie im Keller des alten Familienschlosses durch ihre Magie auf ein Rätsel, das sie nicht mehr loslässt. Während sie versucht das Rätsel zu lösen und mit jedem neuen Hinweis immer mehr über die Familiengeheimnisse erfährt, muss ihr Bruder Keanu, der auch über magische Fähigkeiten verfügt, die verantwortungsvolle Führung der Familiengeschäfte übernehmen. Dabei ahnen beide nicht, dass das nicht ihre einzigen Probleme bleiben werden.
Meine Meinung:
„Wellenflügel – Die Tiefen des Sees“ ist der Auftaktband einer Fantasy-Trilogie von Awen Eibner und gleichzeitig ihr Debütroman. Ich finde, dass bereits der Klappentext eine sehr geheimnisvolle und atmosphärische Story verspricht – und genau so ist es auch. Awen Eibners Roman punktet mit einem flüssigen Schreibstil, einer schönen Atmosphäre und fantasievollen Ideen, wobei Action hier keine Rolle spielt, dafür der Fokus umso bedeutungsvoller auf den Charakteren und der Magie liegt. Interessant ist, dass es tatsächlich eine Familiengeschichte im Fantasygewand ist. Bis auf wenige Kleinigkeiten hat mir die Story wirklich gut gefallen.
Ein magisches und altes Familiengeheimnis
„Einen kurzen Moment lang hatte sie alles gleich und anders gesehen – die Höhe war beängstigend und potenziell gefährlich, aber auch berauschend; der Wind war eine Bewegung größerer Luftmassen, aber auch eine Möglichkeit, sich in den Himmel zu schrauben und dem Boden zu entsagen; das Seewasser war vertraut und unvertraut gewesen, als ob es ein anderes Wasser, vielleicht das des Meeres, hätte sein müssen.
Aber es war Wasser, und da war Wind, und da war sie. Mehr hatte sie nicht gebraucht.“
(S. 18 des eBooks „Wellenflügel – Die Tiefen des Sees“ von Awen Eibner)
Die Handlung spielt zu einem großen Teil im und um das Schloss der reichen Adelsfamilie Susurr im Land Dominien und wird abwechselnd aus der Sicht von verschiedenen Charakteren erzählt. Hauptsächlich jedoch aus der Sicht von den Geschwistern Keanu und Gwyneira, wobei es zu zwei parallel verlaufenden Handlungen kommt. Beide Geschwister sind magisch begabt, müssen dies jedoch geheim halten – auch innerhalb der Familie, ob bewusst oder unbewusst -, da in dem wälderreichen Dominien Magie als böse und unnatürlich angesehen wird. Doch es gibt auch Länder, die eine andere Meinung vertreten, wie zum Beispiel das kalte Land Folium. Während Keanu nun alt genug ist, um die verantwortungsvollen Familiengeschäfte zu übernehmen, die seit dem mysteriösen Tod seines Vaters von seinem Onkel geleitet worden sind, und sich mit dem Problem einer Heirat und eines bevorstehenden Festes beschäftigen muss, geht Gwyneira ganz anderen Dingen nach. Zum Beispiel der Erprobung ihrer Magie und einer Erkundungstour durch das Kellergewölbe des Schlosses, wobei sie nichtsahnend durch ihre Magie auf ein Rätsel stößt, dass sie Stück für Stück einem alten und magischen Familiengeheimnis auf die Spur bringt. Was beide nicht wissen: Eine Spionin ist auf sie aufmerksam geworden und ein Familienmitglied verfolgt ganz bestimmte Pläne.
Positives und Negatives
Awen Eibners Schreibstil ist flüssig, weshalb ich diesem auch schnell folgen konnte, – und bereits auf den ersten Seiten sehr blumig und atmosphärisch, was mir auch sehr gefallen hat, denn die Fantasywelt und alles darin wird dadurch lebendig. Ebenso werden sowohl Landschaften als auch die Magie und zum Beispiel bestimmte Begebenheiten mit einer sehr großen Liebe zum Detail beschrieben. Leider werden diese Beschreibungen am Anfang und auch später immer mal wieder so sehr ausschweifend und langatmig, dass mir die Spannung total genommen wurde, ich nicht mehr mit der nötigen Aufmerksamkeit folgen konnte und mein Lesefluss stark gehemmt wurde. Das sind dann aber auch wirklich ziemlich zähe Stellen, bei denen der kunstvolle Schreibstil eher negativ wirkt und alles unglaublich schleppend macht. Doch nachdem ich diese Stellen hinter mir lassen konnte, flogen die Seiten schnell dahin und ich konnte mich wieder besser auf die Story konzentrieren.
Was das Tempo betrifft, so ist dieses hier eher gemäßigt. Die Handlung baut sich sacht auf und plätschert mit fortschreitenden Seiten in ruhigem Lauf weiter. Dabei kommt der Roman tatsächlich ohne Action aus, denn der Fokus liegt auf einem zu lösenden Rätsel, der Suche nach weiteren Hinweisen dafür, einem recht schaurigen Familiengeheimnis, der Magie und den Charakteren.
Awen Eibners Ideen sind definitiv sehr fantasievoll und spannend umgesetzt. Besonders im Hinblick auf das Magiesystem, welches sich u.a. zusammensetzt aus Wasser-, Feuer-, Erd-, Metall- und Luftmagie, und was Steine und Geister betrifft. Die Charaktere haben mir insgesamt auch gefallen, denn diese sind gut gezeichnet, wobei einige mit ihrer Entwicklung, Verhaltensweisen und magischen Fähigkeiten herausstechen. So zum Beispiel die distanzierte Gwyneira, die versucht ihre Magie zu kontrollieren, sich in eine Raubmöwe verwandeln kann und auch in gewissen Abständen verwandeln muss, damit sie sich nicht plötzlich in der Öffentlichkeit verwandelt und somit verrät, dass sie magische Fähigkeiten besitzt. Ihr ruhiger und nachdenklicher Bruder Keanu, der Magie über Metalle ausüben kann und die Verantwortung der Familiengeschäfte übernehmen muss. Ihre beliebte Schwester Nasrin, die ein Händchen für Pflanzen hat. Die Spionin Thyra, die ihre Mission unbedingt erfüllen möchte. Und, wer unter allen Charakteren enorm heraussticht: Siraes, Thyras Freund, der aufgrund seiner Ansichten und Denkweise ausgesprochen genial ist. Das wird sehr deutlich in einer ziemlich humorvollen und eindrucksvollen Unterhaltung zwischen ihm und Thyra im Schloss Susurr, wobei ich ein Schmunzeln absolut nicht unterdrücken konnte. Ich hoffe, dass er in den Folgebänden wieder vorkommen wird bzw. auch an größerer Bedeutung gewinnt.
Auch wenn die Story überwiegend nicht die Grenzen des Anwesens der Susurrs in Dominien verlässt, so erfährt man dennoch schon etwas über andere Länder dieser Welt, besonders von Folium, die anscheinend eine andere und fortschrittlichere Sichtweise bezüglich Magie haben. Ebenso scheinen die einzelnen Länder auch unterschiedliche Gepflogenheiten zu haben, wobei Dominien, was die Stellung der Frau und Magie angeht, sehr rückständig und altertümlich wirkt. Eine Karte und ein Personenverzeichnis befinden sich am Ende der Geschichte, sodass man immer etwas nachschlagen kann.
Vieles wird hier angerissen und bietet noch eine Menge Spielraum dafür, dass die Spannung in den weiteren Bänden noch stark zunehmen wird. Insgesamt hat mir „Wellenflügel – Die Tiefen des Sees“ – trotz der ab und zu langatmigen Stellen – wirklich sehr gut gefallen. Ich werde die Reihe auf jeden Fall weiterverfolgen und bin gespannt auf die Fortsetzung.
Fazit:
„Wellenflügel – Die Tiefen des Sees“ von Awen Eibner punktet mit einer atmosphärischen und interessanten Story und einem schönen Schreibstil. Action gibt es hier eigentlich gar nicht, aber auch wenn die Handlung dahinplätschert, ist es spannend und sticht als Familiengeschichte im Fantasygewand deutlich hervor. Ich bin gespannt auf die Fortsetzung!
Vielen Dank an die Autorin Awen Eibner für das Rezensionsexemplar!
Reihenfolge der “Wellenflügel-Trilogie”:
- “Wellenflügel – Die Tiefen des Sees” (1. Band)
- “Wellenflügel – Der Sog der Kälte” (2. Band)
- “Wellenflügel – Ein Bach aus Asche” (3. Band)