Rezension: “Wächter der Drachen” von Robin Hobb, (1. Band)

Regenwildnis 1 - Wächter der Drachen
  • Handlung
  • Spannung
  • Schreibstil
  • Atmosphäre
  • Action
4.5

Information

Titel: Wächter der Drachen
Autor: Robin Hobb
Verlag: Penhaligon (Penguin Random House)
Erscheinungsdatum: 30.08.2021
Seiten: 608
Erzählort: Unterschiedlich (Dschungel, Bingstadt)
Erzähldatum: ——
Erzählperspektive: Personaler Erzähler
Genre: Fantasy
Originaltitel: Dragon Keeper
Regenwildnis Chroniken – Reihe: 1. Band
ISBN: 978-3-7645-3256-7

Inhalt:

Vor vielen Jahren schloss die Drachin Tintaglia mit den Regenwildnishändlern einen Tauschhandel: Wenn Tintaglia die Stadt im Krieg gegen die chalcedischen Feinde verteidigte und auch rettete, so würden die Händler sich verpflichten, alles erdenkliche zu tun, damit die letzten Drachen dieser Welt unbeschadet an ihre Ufer gelangten, dort schlüpfen und aufwachsen könnten. Tintaglia hielt ihr Wort – doch das der Menschen war vergänglich. Die Drachen, die ihren Hüllen entstiegen, waren missgestaltet und würden wohl nie fähig sein, sich selbst zu ernähren, wodurch sie für die Menschen zu einer Last wurden. Der einzige Hoffnungsschimmer für die Drachen: Die weit entfernte und verlorene Stadt der Drachen – Kelsingra. Zusammen mit einer kleinen Gruppe Menschen, die für sie als Hüter ausgesucht wurden, begeben sie sich auf eine gefahrvolle und abenteuerliche Reise, um die geheimnisvolle Stadt zu suchen – ohne zu wissen, ob sie den langen Weg alle lebend überstehen werden und ob ihr Ziel noch existiert….

 

 

 

Meine Meinung:

„Wächter der Drachen“ von Robin Hobb ist der Auftaktband der 4 Bände umfassenden Regenwildnis-Chroniken. Ebenfalls das erste Buch, welches ich von der Autorin gelesen habe. Im Laufe der Geschichte merkte ich, dass es „Fäden“ zu ihren anderen Geschichten, die in dieser Welt spielen, gibt. Allerdings kann man „Wächter der Drachen“ problemlos ohne Vorwissen aus früheren Reihen lesen, da anscheinend hier neue Charaktere in den Hauptrollen sind und wirklich alles gut und spannend erklärt wird, sodass man ein umfangreiches Bild der Welt erhält. Während des Lesens wechselten meine Gefühle zwischen mulmig sein, purem Entsetzen, Trostlosigkeit, Hoffnung, selten konnte ich lachen, aber auch Faszination war mit dabei. Denn was Robin Hobb hier geschaffen hat, ist ein ziemlich krasser und abenteuerlicher High-Fantasy-Roman, der mich richtig gut packen konnte, mit dem ich aber nicht hundertprozentig glücklich wurde.

 

Eine verzweifelte und hoffnungsvolle Reise

 

„Wächter der Drachen“ wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, sowohl aus der Sicht von einigen Menschen als auch aus der Sicht von einigen Drachen. Es beginnt damit, dass die Drachin Tintaglia eine riesige Gruppe von Seeschlangen zu einem sicheren und für sie vorbereiteten Ufer bringt, damit sie sich dort verpuppen und Monate später als Drachen aus ihren Hüllen klettern können. Doch aus den Hüllen schlüpfen keine vollentwickelten und lebensfähigen Drachen, sondern missgestaltete Wesen, die womöglich niemals ohne Hilfe überleben können. Und somit werden sie zu einer Last der Menschen. Doch eine Hoffnung gibt es noch: Die verlorene Drachenstadt Kelsingra, dort könnten sie leben und vielleicht zu richtigen Drachen werden. Da niemand weiß, ob die Stadt überhaupt noch existiert und die Drachen nicht ohne Hilfe leben können, werden sie von Hütern begleitet – eine Gruppe Menschen, die für sie sorgen sollen und aufgrund ihrer Andersartigkeit als Außenseiter gelten. Auf sie wartet eine mühsame und gefahrvolle Reise ins Ungewisse.

Mit dem Auftaktband hat Robin Hobb einen wahren Abenteuerroman ganz anderer Art geschaffen. Die Geschichte, die einzelnen Handlungsstränge und Lebensgeschichten der einzelnen Charaktere werden sorgfältig aufgebaut und spannend erzählt. Manchmal wirken einige Stellen hin und wieder aber auch sehr langatmig. Insgesamt bleibt es jedoch unterhaltsam und bietet immer wieder einige Überraschungen. Die Ideen, welche die Autorin hier eingebunden hat, fand ich richtig faszinierend – das reicht von den Drachenerinnerungen, den Seeschlangen, den Seelenschiffen bis hin zu dem Leben in der Regenwildnis mit ihren Gefahren und der geheimnisvollen Vergangenheit. Auch Robin Hobbs Schreibstil ist sehr angenehm und flüssig.

Auch die Charaktere passen gut ins Bild, und sie alle haben mit etwas zu kämpfen und ihre eigenen Geheimnisse. So gibt es die Drachenforscherin Alise, deren Leben immer in festgelegten Bahnen verlief, die nun aber zum ersten Mal in ihrem Leben eigene Entscheidungen trifft und durch das Abenteuer regelrecht erwacht. Die Jägerin Thymara, die in der Expedition endlich eine Chance sieht, sich selber etwas zu beweisen. Den Drachen Mercor, der durch sein Ränkeschmieden alles vorantreibt. Die arrogante Drachin Sintara, die anscheinend nie merkt, wenn sie jemanden so richtig mit Worten verletzt. Und noch viele weitere – doch alle zu erwähnen wäre ein geradezu unverschämter Spoiler. ^^

Von diesen positiven Punkten abgesehen, gab es auch einiges, was mir zu bitter aufstieß als dass der Auftaktband für mich zum Highlight werden konnte. Einmal, ja, die ab und zu bestehende Langatmigkeit. Die Charaktere konnten mich nicht hundertprozentig mitreißen, obwohl sie schon wirklich gut ausgearbeitet sind, da irgendwie immer etwas passierte, was dieses beginnende Gefühl des Mitgerissen werden zerstörte. Die Drachen sind größtenteils nicht gerade die freundlichsten Wesen, die einem das Herz erwärmen könnten, doch dafür machen sie einem das Herz umso schwerer. Dann haben mich relativ viele grauenhaften bzw. grausamen Szenen echt fertig gemacht, wie z. B. der Schlüpftag, wie einige Drachen miteinander umgehen oder wie sie von Menschen behandelt werden. Aber auch die Krankheiten, Verletzungen und Tode. Die Jagd nach anderen Tieren sowie das Zerstückeln dieser, damit die Drachen Futter haben. Das war einfach zu viel und zu grausam.

Aber dennoch habe ich Lust auf die weiteren Bände der Regenwildnis-Chroniken sowie auch auf weitere Geschichten von Robin Hobb, denn mich würde Altheas Geschichte, Kapitänin eines Seelenschiffes, auch sehr interessieren. Ich werde die Reihe somit weiterlesen.

 

Fazit:

Ich schwanke hier zwischen Faszination und Entsetzen, was beides spannend zu einem High-Fantasy-Abenteuer kombiniert wurde. Eine lange Reise, ungewisse Gefahren und ein Ziel, welches womöglich nicht mehr existiert. Und Charaktere, die einige Geheimnisse für sich behalten. Ich bin gespannt auf die Fortsetzungen.

 

 

Chronologische Reihenfolge der Regenwildnis-Chroniken:

  1.  Wächter der Drachen
  2.  Stadt der Drachen
  3.  Kampf der Drachen
  4.  Blut der Drachen

 

 

 

 

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